Die Zukunft gehört großen Städten und damit quasi „future city number one“: New York (hier im Bild unten rechts die Freiheitsstatue von E. Kopp, pixelio). Satte siebzig Prozent von uns Überlebenden werden weltweit bis zum Jahr 2050 in Metropolen leben, prognostiziert Pascual Berrone als Professor für Strategisches Management an der IESE Business School, die selbst Standorte in New York City, München, in Barcelona und in Madrid sowie in São Paulo unterhält. Er hat dafür mit seinem Kollegen Joan Enric Ricart spitzenmäßige 77 Indikatoren in zehn Rubriken gebündelt, um die Lebensqualität der indizierten Städte zu bewerten. Von den insgesamt 181 Städten rund um den Globus schaffte es „Hey number one … I want to be a part of it“ (Frank Sinatra) die City, die nie schläft, in dieser Studie auf den ersten Platz im Gesamtklassement. Guten Glückwunsch, gewürdigt hier oben mit einem rund zweiminütigen „Helicopter Flight“ über der US-Weltstadt unterlegt mit weichgespültem Jazz, auch wenn es mir wie Udo Jürgens geht, weshalb meine zehrenden Zweifel auf keinen eigenen Erfahrungen fußen. Zweifelsohne einen Bogen machen sollten aufgeklärte Gazetten-Leser indes um Lagos in Nigeria und Karatschi in Pakistan, denn diese beiden Moloche erhielten in fast allen Rubriken schlechte Bewertungen und landeten damit ans Ende der ellenlangen Tabelle. Ob jemand richtig rät, welches deutsche Zentrum zuerst im Ranking auftaucht?
Ausgerechnet Berlin schafft es im „Cities in Motion Index“ (CIMI im süßen Kürzel) als bestes deutsches Millionen-Metropolis zwar nicht in punto Mobilität, aber immerhin auf Platz 16 hinter Zürich, Kopenhagen und Bochum. Quatsch: Boston. Zu den ersten dreien gehören hinter NYC eben die beiden Mütter aller Markenstädte London und Paris als Städte mit der höchsten Lebensqualität. „In puncto sozialen Zusammenhalts und Umwelt übertreffen Berlin und München die Top 3 jedoch“, lautet das überraschende Urteil in der Studie. München folgt in der Gesamt-Tabelle fünf Plätze hinter Berlin auf Rang 21, gefolgt von Frankfurt (35), Hamburg (41), Stuttgart und Köln (51 und 52) und – wer hätte das gedacht? – Duisburg (73!). Wo bleibt nur Bielefeld?!
Bewertungskriterien zur Zukunftsstadt
Die Lebensqualität bewerteten die Forscher anhand dieser Kriterien: Governance (Wirksamkeit staatlicher Maßnahmen), Stadtplanung, Public Management (Effizienz der Verwaltung), internationale Reichweite (Tourismus und Auslandsinvestitionen), Umwelt, Technologie, sozialer Zusammenhalt (Konsens zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen), Transport und Verkehr (Mobilität und Zugang zu öffentlichem Nahverkehr), Humankapital (sic! gemeint: Gewinnen und Fördern von Talenten) sowie Wirtschaft (ökonomische Entwicklung). Das Spitzentrio New York, London und Paris steht beim sozialen Zusammenhalt eher schlecht da, wozu Bewertungskriterien herangezogen wurden wie „Ungleichheit, Arbeitslosigkeit, Immobilienpreise, Frauen in der Wirtschaft“ (interessante Zusammenstellung). In dieser Kategorie und im Bewertungsaspekt „Umwelt“ übertreffen Berlin und München die drei Spitzenstädte „jedoch deutlich“, wie die Autoren betonen.
Deutsche dürfen „Top 10“-Metropolen unter den europäischen Nachbarn noch heimatnah nach Amsterdam und Genf auswandern. Mit Seoul (8) und Sydney (10) endet die Zehn-beste-Städte-Liste. Sinn und Ziel der Forschungsinitiative CIMI sei es, „ein weltweites Netzwerk von Experten für Städteplanung, Verwaltung und spezialisierte Privatunternehmen zu bilden“. Die Professoren Berrone und Ricart würden „Ideen und Werkzeuge für nachhaltigere, intelligentere Städte entwickeln und Veränderungen vor Ort anstoßen“ wollen. Denn: „Obwohl sie für 80 Prozent der Vermögensproduktion verantwortlich sind, stehen Städte vor großen ökonomischen, demografischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen. Um diesen zu begegnen, müssen Städte ihre Prioritäten neu ordnen“, warnt Pascual Berrone. Ähm, liebe Wissenschaftler „einer der führenden Business Schools“, schön wäre eine Aussage dazu gewesen, welche neuen Prioritäten gesetzt werden sollten.
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